Der Weg in die Selbständigkeit
Meditationlslehrer:in werden
Artikel von Maren Schneider - 04. Februar 2022
© Maren Schneider
Du möchtest als Achtsamkeits- und Meditationslehrer:in deine Leidenschaft zum Beruf machen? Du möchtest Dich selbständig machen und/oder träumst gar von einem eigenen Studio?
Dann ist Dein 1. Schritt auf dem Weg eine fundierten Aus-/Fortbildung als Meditationslehrer:in
Wenn wir als Achtsamkeits- und Meditationslehrer:in aktiv werden wollen, gilt es uns ein paar wichtige Dinge bewusst zu machen:
- Wenn wir unterrichten, werden wir das Leben unserer Teilnehmer nachhaltig prägen.
- Es ist eine hoch verantwortungsvolle Arbeit, denn wir bieten eine Geistesschulung an, die von einer hohen Klarheit und Ethik geprägt sein sollte.
- Wir haben es bisweilen mit Menschen zu tun, denen es nicht gut geht, die unglücklich und im Sozial-Kontakt ungeschickt sind und die in unsere Kurse kommen, um zu lernen, besser mit sich und der Situation umgehen zu können. Es ist unsere Aufgabe Menschen darin professionell und hilfreich zu begleiten. Das erfordert ein hohes Maß an Wertschätzung, Geduld, Klarheit, Mitgefühl, Know-How, Erfahrung aber auch ein Bewusstsein über die Grenze unserer Kompetenz und Fähigkeit.
- Wir brauchen ein solides Handwerkszeug und eigene Selbsterfahrung, gute Kenntnisse der Wirkweisen der Achtsamkeit und Meditation, wie man sie sinnvoll einsetzt, sie zielführend unterrichtet und Menschen darin unterstützt sie für sich in ihrem Leben hilfreich zu etablieren.
Deshalb ist es empfehlenswert, eine längerfristige Meditationslehrer:in Fortbildung zu machen, die Dir nicht nur vermittelt, wie Du die einzelnen Meditationen technisch anleitest, sondern Du sehr viele eigene Praxiserfahrung sammeln und persönlich reifen kannst – je mehr eigene Erfahrungen Du mit der Achtsamkeit und der Meditation in Deinem täglichen Leben sammelst, desto besser wirst Du Deine Teilnehmer:innen verstehen, unterstützen und begleiten können.
Der Beruf des Achtsamkeits- und Meditationslehrer:in ist staatlich nicht geschützt und unterliegt damit auch keinen staatlichen Ausbildungs-Regelungen. Somit variieren nicht nur die Dauer der Angebote, sondern auch die Qualifizierung des/der Lehrer:in, die Themenschwerpunkte, vermittelte Meditationsarten, philosophischer/weltanschaulicher/ wissenschaftlicher Bezug und Hintergrundwissen. Das macht die Suche nach einer guten Fortbildung nicht gerade leicht. Da der Beruf der/des Meditationslehrers:in nicht geschützt ist, kann auch jeder, der sich dazu berufen fühlt, entsprechende Aus-/Fortbildungen anbieten (ob er/sie meditationserfahren ist oder nicht).
Es lohnt sich Dir für die Suche und das Ausprobieren von verschiedenen Anbietern Zeit zu lassen. Wichtig dabei ist nicht nur auf das zu erlangende Abschluss-Zertifikat zu achten, sondern vielmehr auf
- die Qualität und Erfahrung/Expertise des/der Lehrenden und
- was Du konkret in der Fortbildung lernen wirst und
- ob das dem entspricht, was Du für Deine angestrebte Arbeit brauchst und für Dich in Deinem Kontext hilfreich ist.
Solltest Du beispielsweise in einem Fitness-Studio nur gelegentlich Meditationen anbieten wollen, wirst Du eine andere Zielgruppe und Bedürfnisse bedienen und entsprechende Fortbildungsinhalte brauchen, als jemand der in einer Klinik mit Patienten arbeiten wird. Oder wenn Du mit der Yoga-Philosophie bereits vertraut bist und daraufhin in Deinen Yogastunden entsprechende Meditationen anbieten möchtest, wird es Dir wohl wenig entgegenkommen, wenn Du Meditationen aus einer gänzlich anderen Tradition lernst, die Deinen Bedarf nicht abdeckt.
Genauso mag zwar ein Zertifikat einer übergeordneten Institution auf den ersten Blick als Begriff verlockend sein – wir verbinden damit Qualität – dennoch sagt sie nicht sofort etwas darüber aus, ob Du in dieser so zertifizierten Fortbildung das lernst, was Du brauchst. Wir dürfen nicht vergessen, dass Achtsamkeit und Meditation aktuell für viele erst einmal ein großer Trend ist. Das haben auch viele Bildungsanbieter für sich entdeckt. Doch nicht jede Aus- und Fortbildung wird dann von jemandem geleitet, der sich mit der Materie wirklich in der Tiefe auskennt. Natürlich kann es hilfreich sein, wenn Du für Deine Arbeit den Namen einer bestimmten für Dich wichtigen Institution auf dem Zertifikat brauchst, dennoch sollte dies nicht das alleinige Kriterium für Deine Fortbildungswahl sein.
Wichtig zu wissen: Der Beruf des Achtsamkeits- und Meditationslehrers ist frei und unterliegt keinen Trademarks oder sonstigen übergeordneten Anerkennungen, Lizensierungen oder Zertifizierungen eines Verbandes, weder in der Ausbildung, noch in der Ausübung.
Was definitiv Sinn macht ist, sich mal mit dem Lehrer/der Lehrerin oder dem Lehrer:innen-Team zu beschäftigen – was für eine Expertise ist nachweislich vorhanden (z.B. Bücher, Videos, Vorträge, Kurse, Ausbildung, Erfahrung...) und kannst Du ihn/sie kennenlernen oder die Fortbildung ausprobieren, Beiträge anhören/ansehen, gibt es eine Schnupper-Version des Unterrichts oder eine Probemöglichkeit. Kannst Du mit dem Lehrer/der Lehrerin und was er/sie sagt etwas anfangen/harmoniert ihr? Möchtest Du von ihm/ihr lernen?
Frage Dich auch, In welcher Form Du lernen möchtest. Das ist eine Typfrage.
- Bist Du mehr der Gruppen-Mensch, brauchst Du direkte Ansprache/Betreuung durch Deine Lehrer*innen und Mitteilnehmer?
- Oder hast Du bereits schon in Deiner Arbeit permanent mit Gruppen und Austauschrunden zu tun, so dass Du lieber mal ganz in Ruhe für Dich alleine in Deinem Tempo zu Hause lernen möchtest?
Alles ist heute möglich. Es gibt Präsenz- oder Online-Fortbildungen, Live per Zoom oder aufgezeichnet (on demand). So kann jeder seine passende Fortbildung finden.
Manche fühlen sich auch sehr angesprochen von Kurz-Ausbildungen, von einem Wochenende bis mehreren Wochen. Natürlich ist es verlockend schnell ein Zertifikat in der Tasche zu haben und direkt loslegen zu können. Solltest Du bereits über jahrelange Meditationserfahrung und Persönlichkeitsbildung verfügen, kann dies unter umständen stimmig sein und Deine Expertise nochmal sichtbar machen. Doch gerade wenn Du erst sehr wenig Erfahrung hast, ist dies nicht empfehlenswert, weil es Dich wahrscheinlich nicht ausreichend qualifiziert um Dich als Lehrer sicher zu fühlen. Bedenke, dass Du Erfahrung in der Praxis sammeln und auch als Lehrer-Persönlichkeit reifen musst. Das braucht Zeit und kontinuierliche tägliche Übung über eine längeren Zeitraum. Das lernt man nicht an einem Wochenende.
So wirst Du wahrscheinlich langfristig mehr von einer zeitlich längeren und umfangreicheren Aus-/Fortbildung profitieren, die von einem/einer Meditations-Lehrer:in mit langjähriger Unterrichtserfahrung angeboten wird, bei dem/der Du auch gerne lernen möchtest und in der die Inhalte vermittelt werden, die für Dich wichtig sind. Die Dir eben nicht nur die Technik, sondern auch ganz viel Selbsterfahrung und Knowhow vermittelt und möglichst auch auf einem wissenschaftlichen Hintergrund basiert.
Mit dem Abschluss-Zertifikat der Schule/Lehrer:in, bei dem/der Du gelernt hast, kannst Du Deine Expertise schließlich dann auch formal nachweisen.